Lebendige Hoffnung – Christliches Zentrum Graz

Warum Christ sein? – Mt 11,28-30

Nachdenklicher Junge

 

Zur Online-Bibel: Matthäus 11,28-30

 

„Warum Christ sein?“ – diese Frage stellt sich wahrscheinlich jeder früher oder später einmal. Als ich sie mir selber vor einigen Jahren stellte, war ich doch überrascht. Ich bin nicht gerade christlich aufgewachsen – der übliche katholische Lebenslauf: Taufe als Kleinkind, Religionsunterricht in der Schule, zu Ostern in die Kirche und abschließend mit ca. 14 Jahren die Firmung. Nach dem Firmgeschenk habe ich mich immer weiter von der Kirche entfernt, obwohl besonders nahe war ich ihr nie. Schlussendlich wurde ich überzeugter Atheist und wollte von Religion in keinster Weise etwas wissen, Diskussionen über Glaubensfragen ging ich aus dem Weg.

 

„Warum Christ sein?“ – und doch holte mich diese Frage einmal ein. Ich fing an mich mit dieser Frage zu einer Zeit zu beschäftigen, wo ich beruflich nicht klagen konnte, aber doch eine tiefe Unzufriedenheit in mir verspürte. Und ich begann mich zu fragen, ob dieser Glaube wahr sei oder nicht.

 

Die Wahrheiten, die ich für mich in Anspruch nehme, müssen Konsequenzen für und in meinem Leben haben.

Dass die Erde eine Kugel ist, ist wahr, ebenso das Gesetz der Schwerkraft. Beide Wahrheiten haben Konsequenzen:

 

Wir können Flugzeuge bauen, die tatsächlich vom Boden abheben; und wenn sie immer in eine Richtung fliegen, werden sie irgendwann wieder ankommen, von wo sie gestartet sind.

Wenn die christlichen Wahrheiten keine Auswirkungen auf unser Leben haben, was sollten sie dann für Wahrheiten sein? Wenn Gott der Sinn von allem ist, muss sich der eigene Glaube, die Ausrichtung auf Gott als letztes Ziel, irgendwie im Leben bemerkbar machen.

 

Das Christentum muss also etwas verändern und bewirken – auch wenn dieses Etwas nicht der Grund ist, warum man Christ wird. Wäre es etwa bewiesen, dass Christen ruhiger und entspannter sind als andere Menschen, würde ich trotzdem nicht mit dem Argument für den Glauben werben, dass man dann weniger gestresst ist. „Werde Christ, und du kannst nachts besser schlafen“. Damit verkäme der Glaube zu einem netten Lifestyle-Accessoire, ähnlich dem Gang ins Fitnessstudio. Gott würde als nützlich verkauft, wie ein Badeöl oder die Aromatherapie.

 

Aber einmal angenommen, der Glaube würde tatsächlich entspannter, glücklicher, mutiger oder was auch immer machen, dann könnte dies ein Hinweis darauf sein, dass die Wahrheitsansprüche des Christentums nicht belanglos sind. Ja, dass es sich möglicherweise lohnt, das ganze näher unter die Lupe zu nehmen.

 

Als Christ glaube ich, dass mein Glaube das „Evangelium“ – wörtlich übersetzt „frohe Botschaft“ – ist.

Leider erlebe ich so oft, dass dieser Glaube von so vielen Menschen nicht als frohe Botschaft, als so faszinierend und attraktiv wie er für mich ist, verstanden wird.

Viele Christen reden zwar viel über Liebe, Freiheit, Glück usw. aber die Gemeinden, die Orte wo Christen sich versammeln, werden nicht wirklich als Orte wahrgenommen, an denen Menschen frei und mutig sind.

Ich habe anfangs nach dieser perfekten Gemeinde gesucht, wo alle durch ihren Glauben frei und glücklich sind und war enttäuscht, als ich feststellte, dass es diese anscheinend nicht gibt.

 

Ich musste erst für mich selbst begreifen, dass es in erster Linie nicht darum geht, wie die anderen ihren Glauben leben, sondern dass es um meine ganz persönliche Beziehung zu Jesus Christus geht.

 

Es geht nicht darum, dass Christen besser sind als andere Menschen. Dafür gibt es keine Anzeichen.

Jesus ist „nicht gekommen, Gerechte zu berufen, sondern Sünder“ (Markus 2,17), und das tut er auch heute noch.

Er aß und trank mit denen, die gesellschaftlich in Misskredit standen. Die Gemeinde ist eine Heimat für alle Menschen, in besonderer Weise für die, deren Leben durcheinandergeraten ist. Es ist also durchaus passend, dass der erste Christ, der in das Paradies gelangen sollte, der Verbrecher war, der neben Jesus gekreuzigt wurde.

 

Eine Gemeinschaft, die ihre Existenz auf den Anspruch moralischer Überlegenheit gründen würde, wäre für mich niemals einladend, sondern nur abstoßend. Eine solche Gemeinschaft würde die Leute geradezu einladen, nach unseren Fehlern zu suchen und sie schadenfroh zur Schau stellen. Und leider wird oft fälschlich angenommen, dass der Sinn des Christseins darin besteht, moralisch über dem Rest der Gesellschaft zu stehen.

Der Sinn des Christseins besteht darin, auf Jesus Christus als Sinn unseres Lebens hinzuweisen.

 

Die Wahrheit hinsichtlich Jesus Christus ist die gewaltigste Wahrheit in der Geschichte. Sie sticht als einzigartiges Geschehen aus der gesamten Geschichte der Menschheit hervor. Jesus Christus ist in der Tat der Wendepunkt der Geschichte – eine Tatsache, der auch in unserer Zeitrechnung Rechnung getragen wird. Indem wir die Geschichte in vor Christus und nach Christus aufteilen, zollen wir der Tatsache Anerkennung, dass dies unzweifelhaft das zentrale und wichtigste Geschehen ist, das je stattgefunden hat.

 

In der Bibel lesen wir an vielen Stellen, dass der gesamte christliche Standpunkt von der Person Jesus Christus abhängig ist.

Das ist auch die wesentliche Sache, die den christlichen Glauben von allen anderen Religionen unterscheidet. Deren Gründer, obwohl sie wichtig waren, sind für die jeweilige Religion nicht absolut wesentlich.

 

Wenn Buddha nicht existiert hätte, könnte es immer noch den Buddhismus geben. Wenn Mohammed niemals gelebt hätte, könnte es immer noch den Islam geben. In anderen Religionen zählt das, was gelehrt wird, die Person ist nicht wesentlich; andere Personen könnten genauso gut gelehrt haben, und die Lehre bliebe unangetastet.

 

Aber das ist beim christlichen Glauben nicht der Fall.

Das Christentum ist Christus selbst.

Er ist nicht nur zentral, er ist absolut entscheidend. Der Prüfstein unseres persönlichen Bekenntnisses zum christlichen Glauben ist, notwendigerweise, unsere Beziehung zum Herrn Jesus Christus. Dass so viele Menschen, die sich selbst als Christen bezeichnen würden, keine Christen sind, wird daran deutlich, dass Christus als Person für sie überhaupt nicht wesentlich ist.

Ich beziehe mich hier auf Menschen, die der Meinung sind, ein Christ sei einfach ein guter Mann oder eine gute Frau. Natürlich kann man ein guter Mensch sein, ohne den Namen des Herrn Jesus Christus auch nur zu nennen, aber wenn es um den christlichen Glauben geht, ist er entscheidend.

 

Und daher ist auch so wesentlich, dass wir erkennen, wer Jesus Christus ist.

 

Was glaubt ihr, warum die vier Evangelien jemals geschrieben worden sind?

Sie wurden geschrieben – Gott veranlasste Männer, sie zu schreiben und leitete sie durch seinen Geist, als sie das taten -, damit die Wahrheit über Jesus Christus genau erkannt würde. Lukas betont dies in der Einleitung zu seinem Evangelium und Johannes sagt am Ende seines Evangeliums praktisch dasselbe: „Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes“ (Joh 20,31).

 

Jesus ist gekommen, um Menschen aus dem Leben in der Gottesferne zurückzuführen in die Gemeinschaft mit Gott. Alles, was zwischen Gott und uns stand, hat er überwunden. Wir sollen wieder leben können, was wir nach dem Willen unseres Schöpfers sind: als Ebenbild Gottes.

 

Wo Menschen zu Jesus finden, erfahren sie die heil machenden Wirkungen des Evangeliums, die Leib, Seele und Geist umfassen. Auch wenn wir wie alle anderen Menschen nach wie vor Leid und Schmerzen erleben, machen mit Gott versöhnte Menschen doch auch umfassende Heilserfahrungen.

 

Jesus Christus ist der einzige, durch den wir mit Gott versöhnt werden und durch den wir Gott erkennen können. Wir lesen in Hebr 12,24, dass er der „Mittler eines neuen Bundes ist“. Er sagt selbst: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater, als nur durch mich“ (Joh 14,6).

 

Jesus wendet sich den Sündern zu und lädt sie ein in die Gemeinschaft mit Gott. Damit bricht er mit der damals oder besser gesagt nicht nur damals vorherrschenden Frömmigkeit, die die Sünder verachtete und verurteilte und das Streben nach Gerechtigkeit als ihr eigenes Lebensziel ansah.

 

Mit Sündern saß Jesus an einem Tisch und feierte mit ihnen und ihren Freunden die Umkehr von einem gottlosen Leben (Lk 19,1-10).

Fromme rief er zur Umkehr von ihrer Selbstgerechtigkeit und ihrem Hochmut. Leidenschaftlich rang er um jeden Menschen ohne Ansehen der Person. Im Leben Gescheiterten sprach er die Vergebung Gottes zu und half ihnen dadurch wieder auf die Beine (Mk 2,1-17).

In der Begegnung mit Jesus spüren Menschen, wie in der Gegenwart Gottes nach menschlichem Urteil verpfuschtes Leben wieder heil wird.

 

Insofern war und ist sein Ruf nach Umkehr nie nur Forderung, sondern das Angebot einer Weggemeinschaft.

Alle hat Jesus zu sich gerufen, die mit Sünden Beladenen und die durch menschliche Auslegung des Gesetzes Gottes Belasteten, die von Krankheit Gezeichneten und die durch Leid Gebeugten.

Ihnen und allen anderen Menschen ruft Jesus auch heute noch zu: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht“ (Mt 11,28-30).

 

Es ist atemberaubend welche das Leben verändernden Wirkungen von diesem Ruf zur Umkehr ausgehen.

Ein Beispiel aus der Bibel soll für viele stehen:

Der Zolleinnehmer Zachäus ist reich geworden durch seine Zusammenarbeit mit der Besetzungsmacht Rom und die skrupellose Nutzung der Zollrechte. Diesen etwas zu klein geratenen Machtmenschen ließen die Menschen nicht durch, als er einen Blick auf Jesus werfen wollte. So blieb ihm nichts anderes übrig, als auf einem Baum zu klettern und sich selbst der Lächerlichkeit preiszugeben.

Jesus sieht ihn, ruft ihn und kehrt in seinem Haus ein. Das verändert alles. Aus dem skrupellosen Zolleinnehmer wird ein reuiger Sünder und ein Wohltäter der Armen. Jesus freut sich und sagt zu ihm „Heute ist diesem Hause Heil wiederfahren“ (Lk 19,9).

 

Wer Jesus begegnet und sich auf ihn einlässt, wird ein anderer Mensch.

 

Ich weiß nicht, ob euch das so bewusst ist: Alles was wir Christen tun und glauben hängt von einer Sache ab – ob Jesus von den Toten auferstanden ist oder nicht.

In 1.Korinther 15,17-19 lesen wir „Wenn aber Christus nicht von den Toten auferweckt wurde, ist euer Glaube nichts als Selbstbetrug, und ihr seid auch von eurer Schuld nicht frei. Ebenso wären auch alle verloren, die im Glauben an Christus gestorben sind.  Wenn der Glaube an Christus uns nur für dieses Leben Hoffnung gibt, sind wir die bedauernswertesten unter allen Menschen.“

 

Wenn Christus nicht auferstanden ist, dann ist unser Treffen hier ein völliger Unsinn.

Dann bin ich ein Verführer und ihr seid Verführte und ihr verführt andere. Wenn Christus nicht auferstanden ist von den Toten, dann sind wir tatsächlich die bedauernswertesten von allen Menschen.

Aber wenn er auferstanden ist, dann hat alles was ich euch gesagt habe Gegenwart und Zukunft. Denn Jesus ist beides, er ist es der einem Leben und Freude gibt und jetzt schon im Himmel unsere künftigen Wohnungen baut.

Jemand hat einmal gesagt: „Wenn das, was du heute gesagt hast die Wahrheit ist, dann zählt sonst überhaupt nichts mehr.“

 

Und ich bin mir sicher – Jesus ist auferstanden und wenn du glaubst, lebt er auch in dir und du in ihm.

 

Amen.