Lebendige Hoffnung – Christliches Zentrum Graz

Thomas der ungläubige Zwilling – Joh 20,19-34

 

Zur Online-Bibel: Johannes 20,19-34 (EBF)

 

Heute möchte ich euch jemand vorstellen. Ihr kennt ihn ziemlich gut. Er steht euch sehr nahe. Ihr seid ihm in der Früh bestimmt schon begegnet. Vielleicht habt ihr ihm sogar wohlwollend zugenickt? Ihr wisst nicht wer es ist?

Dann blickt einmal in den Spiegel. Dort seht ihr nicht nur euer Spiegelbild, ihr begegnet eurem virtuellen Zwilling: Dieser Zwilling ist Thomas.
Thomas heißt im Griechischen „Didymos“ Es wird übersetzt mit: „Zwilling“. Im Hebräischen und Aramäischen bedeutet „Thomas“„ta’am“ dasselbe wie im Griechischen: „Zwilling“.

Da es in der Antike keine Nachnamen gab, waren Vornamen wichtige Bedeutungsträger. Ein Name gab Aufschluss über die Herkunft, manchmal sogar über den Rang oder den Familienstand einer Person. Auch augenfällige Verhaltensweisen und sogar besondere Körpermerkmale kamen oftmals in der Namensgebung zum Ausdruck. Bei Thomas, dem Jünger von JESUS trifft aber nichts dergleichen zu. Denn Thomas ist kein Vorname. Es ist lediglich die Feststellung einer bestimmten Geschwisterkonstellation und bedeutet: „Zwilling“.

Dass ein Zwilling einer der 12 Aposteln war, ist überliefert. Welchen Vornamen dieser Zwilling aber trug, wissen wir nicht. Wer der Zwilling vom Zwilling war, wird ebenso nirgends erwähnt.
Ich bin überzeugt, dass uns im Johannesevangelium ganz bewusst ein namenloser Zwilling, ohne Zwilling vorgestellt wird. Denn damit werden wir eingeladen uns etwas näher mit diesem Thomas auseinanderzusetzen. Ein Spruch Salomons besagt:
„Es ist GOTTES Ehre, eine Sache zu verbergen, aber die Ehre der Könige, eine Sache zu erforschen.“ Spr 25,2 (Sch 2000)

Thomas war bis zur Berufung durch JESUS, Fischer. Er gehörte zum engsten Jüngerkreis von JESUS. Er hatte gleich wie die übrigen Apostel alles aufgegeben und war JESUS nachgefolgt. Drei Jahre voll Wunder, Heilungen und sogar Totenerweckungen hatte Thomas an der Seite von JESUS miterlebt. Als es immer deutlicher wurde, dass die religiöse Führerschaft, JESUS nach dem Leben trachtete, zog sich JESUS auf die andere Seite des Jordans zurück:

„an den Ort, wo Johannes zuvor getauft hatte, und blieb dort.“ Joh 10,40 (LU 2017)
Als JESUS aber den Jüngern mitteilte, dass Lazarus, dem ER sehr nahe stand, gestorben war, erklärte sich Thomas sofort bereit, mit JESUS dorthin zu zurückzukehren, wo man JESUS zuvor sogar steinigen wollte.
„Thomas, den man auch den Zwilling nannte, sagte zu den anderen Jüngern: »Ja, lasst uns mit JESUS nach Judäa gehen und dort mit IHM sterben.« Joh 11,16 (HfA)

Als JESUS den Jüngern offenbarte, dass ER zum VATER zurückkehren aber wiederkommen werde, „damit auch ihr seid, wo ICH BIN.“ war Thomas der einzige der nachfragte, was JESUS ihnen damit sagen wollte. Joh 14,3 (SCH 2000)

„Thomas spricht zu IHM: HERR, wir wissen nicht, wohin DU gehst. Und wie können wir den Weg wissen?“ Joh 14,5 (ELB) (par Joh 13,36)

Worauf JESUS antwortete:

„ICH BIN der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum VATER als nur durch MICH.“ Joh 14,5 (ELB) (par Joh 5,26; Joh 10,9; Hebr 10,20; 1Petr 3,18)

Gemeinsam mit den andern Jüngern war Thomas dabei, als JESUS in Jerusalem einzog. Wie ein König wurde JESUS dabei empfangen. Die Volksmenge hat JESUS zugejubelt und die Kleider vor IHM am Boden ausgebreitet.
Diesem absoluten Höhepunkt im Leben der Jünger, folgte aber schon nach kurzer Zeit der niederschmetterndste Tiefpunkt, den ein Mensch überhaupt verkraften kann: Die Jünger wurden Zeugen eines brutalen Mordes. Was für das Volk so hoffnungsvoll begonnen hatte, endete in einem politischen Scheinprozess. Die religiöse Führungsschicht der Juden verbündete sich mit den verachteten Unterdrückern des eigenen Volkes zur gemeinsamen Sache. JESUS wurde als GOTTES Lästerer gefangengenommen, verhöhnt und aufs schwerste misshandelt. Hilflos standen die Jünger dabei, als man JESUS ans Kreuz nagelte. Fassungslos mussten sie mit ansehen wir ihr Rabbi am Kreuz verstarb. Mit dem Tod von JESUS brach für die Jünger die dunkelste Stunde ihres Lebens an. Als JESUS ins Grab gelegt wurde, haben auch die Jünger ihren Traum von einer veränderten Zukunft begraben.
Das Ansehen der Jünger war zerstört. Ihr Leben und das ihrer Familien war in Gefahr. Judas der Apostel der JESUS verraten hatte, setzte seinem Leben ein Ende und erhängte sich. Die übrigen Jünger aber zerstreuten sich in alle Richtungen. Womit sich die Vorhersage des Propheten Sacharja erfüllte:
»Ich werde den Hirten schlagen, und die Schafe der Herde werden sich zerstreuen« Mt 26,12 (SCH 2000) (par Sach 13,7)
Zwei der Jünger waren nach Emmaus unterwegs. JESUS schloss sich den Emmaus Jüngern an und erklärte ihnen alles was sich in der Schrift, auf IHN bezog. Als JESUS dann auch noch das Brot brach, erkannten die Jünger in IHM den MESSIAS. Noch in der selben Nacht eilten sie nach Jerusalem. Voll Freude berichteten sie den übrigen Jüngern, dass ihnen der auferstandene JESUS begegnet ist. Doch die Jünger glaubten den Emmausjüngern genauso wenig wie den Frauen, die ihnen nicht lange zuvor, dasselbe erzählt hatten.

Die Apostel verschanzten sich hinter verschlossenen Türen. Doch plötzlich trat JESUS in ihre Mitte. ER grüßte sie: »Friede sei mit euch!« Joh 20,19 (HfA)
JESUS machte den Jüngern keinen Vorwurf wegen ihres Unglaubens. ER tadelte auch nicht ihr Unverständnis der Schrift, wie ER es bei den Emmausjüngern zuvor getan hatte. JESUS zeigte den Aposteln die Wundmale an SEINEN Händen und SEINER Seite. Da verstanden die Jünger, was der Prophet Jesaja vorhergesagt hatte:

„ER musste leiden und blutig geschlagen werden. Wenn ER mit SEINEM Leben für die Schuld der anderen bezahlt hat, wird ER Nachkommen haben. ER wird weiterleben und den Plan des HERRN ausführen.“ Jes 53,10 (HfA)

Die Prophetie der Schrift wurde vor den Augen der Aposteln Wirklichkeit. Jetzt hatten die Jünger Gewissheit, dass JESUS wirklich auferstanden war und lebt.

„JESUS sprach nun wieder zu ihnen: Friede euch! Wie der VATER MICH ausgesandt hat, sende ICH auch euch.“ Joh 20,21 (ELB) (par Joh 17,18)

Dann hauchte JESUS die Jünger an und sprach zu ihnen:

„Empfangt Heiligen Geist!“ Joh 20,22 (ELB)

Die ersten Menschen wurden erst lebensfähig als GOTT ihnen SEINEN Geist einhauchte. Die Jünger wurden durch GOTTES Geist mit allem ausgerüstet, was sie zur Verkündigung des Evangeliums nötig hatten. GOTTES Geist bringt in unserem Leben nur Gutes hervor:

„Liebe, Freude und Frieden; Geduld, Freundlichkeit und Güte; Treue, Nachsicht und Selbstbeherrschung.“ Gal 5,22 (HfA)

Deshalb sprach JESUS auch zu ihnen:

„Wem ihr die Sünden erlasst, dem sind sie erlassen. Und wem ihr die Schuld nicht vergebt, der bleibt schuldig.“ Joh 20,23 (HfA)

Was heißt das?

Wenn jemand die Botschaft des Evangeliums bewusst ablehnt, betrübt er GOTTES Hl. GEIST. Genau das drücken auch die Worte aus, die JESUS zur religiösen Elite der Juden sprach:

„Wahrlich, ICH sage euch: Alle Sünden werden den Söhnen der Menschen vergeben werden und die Lästerungen, mit denen sie auch lästern mögen; (par Lk 12,10)
wer aber gegen den HEILIGEN GEIST lästern wird, hat keine Vergebung in Ewigkeit, sondern ist ewiger Sünde schuldig.“ Mk 3,28 (ELB)

Als JESUS am Kreuz starb, betete ER:

„VATER, vergib ihnen! Denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Lk 23,34 (ELB)

JESUS ist am Kreuz für die Schuld von allen Menschen gestorben. Auch für die Schuld der Folterknechte und sogar für Judas, der Ihn verraten hatte. Die Jünger verstanden die Prophetie der Schrift aber erst, als ihnen der auferstandene JESUS begegnete. Erst nach der Auferstehung kamen die Jünger mit GOTTES HL. GEIST in Berührung. Vor der Auferstehung und Himmelfahrt von JESUS, war der HL. GEIST nur ganz wenigen Menschen vorbehalten.

Durch JESUS wird GOTT für uns sichtbar. Jeder der an JESUS glaubt, erhält GOTTES HL. GEIST. Wer JESUS in seinem Leben ablehnt, verschließt sich GOTTES HL. GEIST. Er erhält keine Schuldvergebung. JESUS geht für unsere Ablehnung kein zweites Mal aufs Kreuz. ER ist auferstanden und lebt. Nach der Auferstehung und Himmelfahrt, ist JESUS für uns nicht mehr sichtbar. ER ist dorthin zurückgekehrt, wo ER vor Anbeginn der Schöpfung bereits war. Bei SEINER 2. Wiederkunft kommt ER nicht mehr als Retter, sondern als Richter.

Wie ernst es JESUS meint, wenn Menschen SEINE Worte ablehnen, wird deutlich wenn JESUS sagt:

„Wenn ihr in einer Stadt oder in einem Haus nicht willkommen seid und man eure Botschaft nicht hören will, so geht fort und schüttelt den Staub von euren Füßen als Zeichen dafür, dass ihr die Stadt dem Urteil GOTTES überlasst.
ICH versichere euch: Sodom und Gomorra wird es am Tag des Gerichts besser ergehen als einer solchen Stadt.“ Mt 10,14-15 (HfA)

Wer nicht bereit ist die Botschaft des Evangeliums anzunehmen, wird nicht von den Jüngern, sondern von CHRISTUS selbst einmal gerichtet.

Als die Aposteln dem lebendigen JESUS in Fleisch und Blut begegneten, erhielt die Auferstehung für sie eine lebensverändernde Bedeutung. GOTTES GEIST wurde in ihren Herzen wirksam. Aber Thomas war nicht dabei.
Ist es nicht seltsam? Thomas hatte 3 gemeinsame Jahre mit JESUS und den Jüngern verbracht. Als JESUS gekreuzigt und anschließend begraben wurde, schlossen sich die Aposteln noch enger zusammen. Aber Thomas fehlte!

Warum glaubt ihr war Thomas nicht bei den anderen Jüngern als ihnen der auferstandene CHRISTUS erschienen ist?

Die Antwort die ihr darauf findet, hält euch möglicherweise einen Spiegel vor. Sie zeigt euch eure eigene Enttäuschung. Sie zeigt euch den Grund warum ihr keine Gemeinschaft mehr mit euren Glaubensgeschwistern habt.

JESUS war für Thomas tot. Damit hatte eine Gemeinschaft mit den anderen Aposteln für Thomas jeglichen Sinn verloren.

Ergeht es uns hier nicht manchmal ähnlich? Wir haben eine bestimmte Vorstellung davon, wie sich GOTT verhalten soll. Trifft nicht ein, worum wir beten, rennen wir fort. Wenn JESUS nicht das Zentrum einer Gemeinschaft ist, können wir uns genauso einem Kegelklub oder Trachtenverein anschließen.

Die Jünger aber erzählten Thomas voll Freude, dass ihnen der auferstandene JESUS begegnet ist. Thomas aber wollte sich vom auferstandenen CHRISTUS selbst überzeugen. Aber Thomas glaubte den Aposteln nicht. Thomas wollte handfeste Beweise dafür, dass JESUS tatsächlich lebt.

„Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in SEINEN Händen das Mal der Nägel sehe und meine Finger in das Mal der Nägel lege und lege meine Hand in SEINE Seite, so werde ich nicht glauben.“ Joh 9,25 (ELB) (par Mk 16,11)

Ihr seht: Unser Zwilling Thomas ist uns sehr ähnlich! Solange wir selbst keine Erfahrung mit JESUS machen, können wir nicht glauben. Damit aber unser Glaube wieder zum Brennen kommt, ist es wichtig, dass wir Gemeinschaft mit Glaubensgeschwistern haben. Das Zeugnis der anderen Jünger war vielleicht sogar ausschlaggebend, dass Thomas wieder zu den anderen Jüngern zurückgekehrt ist.

Wenn nur ein einzelnes Holz im Ofen brennt, erlischt ein Feuer sehr schnell. Dort wo aber ein großer Holzhaufen brennt, fängt jedes weitere Stück Holz das man dazulegt, ganz schnell Feuer. Ein großes Feuer aber sprüht Funken und kann zu einem Flächenbrand führen.

8 Tage später saßen die Jünger wieder beisammen. Diesmal war Thomas dabei. Da wiederholte sich dasselbe wie zuvor: JESUS trat plötzlich in ihre Mitte. Wieder begrüßte JESUS die Jünger mit dem Friedengruß. Danach aber fordert JESUS Thomas auf, IHN zu berühren.

Auch wenn wir JESUS den Rücken kehren, ist JESUS der gute Hirte, der uns nach geht. ER kennt unsere Gedanken und sieht unseren Schmerz. JESUS tritt auch durch verschlossene Herzenstüren. ER macht uns wegen unseres Unglaubens keinen Vorwurf. Wenn wir unseren Blick von uns selbst weg, auf JESUS richten, verändert sich unsere Sichtweise. JESUS beschenkt uns mit SEINER Liebe und SEINEM Frieden.

Als JESUS am Kreuz starb, ist der Vorhang des Tempels zerrissen. Der Vorhang im Tempel hatte den Juden den Blick ins Allerheiligste verstellt. Als JESUS in Fleisch und Blut vor Thomas stand, fällt es Thomas wie Schuppen von den Augen: Thomas erkennt und bekennt:

„Mein HERR und mein GOTT!“ Joh 20,28 (ELB) (par Ps 84,4)

JESUS gibt Thomas zur Antwort:

„Weil du mich gesehen hast, hast du geglaubt. Glückselig sind, die nicht gesehen und doch geglaubt haben!“  Joh 20,29 (ELB)(par 1Petr 1,8)

Auch wenn diese Worte von JESUS oftmals als Mahnung verstanden werden, sind sie es nicht. Wer an JESUS glaubt ist nicht altmodisch, verrückt oder bewegt sich auf einer unwissenschaftlichen Ebene. Wer an JESUS glaubt, kann sich glücklich schätzen, dass er sich nicht nur auf die Wirklichkeit verlässt, die er nur mit den eigenen Augen wahrnimmt. Denn diese Wirklichkeit ist tatsächlich sehr beschränkt.

„Glücklich ist, wer nicht sieht und trotzdem glaubt!“ Das ist die allergrößte Ermutigung die uns GOTT selbst zuspricht. Wer diesen Zuspruch GOTTES annimmt, der wird reich beschenkt. Der Friede GOTTES übersteigt unsere Vernunft. Es ist ein Frieden „den euch niemand sonst auf der Welt geben kann. Deshalb seid nicht bestürzt und habt keine Angst!“ Joh 14,27-28 (HfA)

AMEN