Lebendige Hoffnung – Christliches Zentrum Graz

Christus ist auferstanden – 1.Kor 15,1-20

Leeres Grab mit Leichentuch bei Sonnenaufgang - Auferstehung von Jesus

 

Zur Online-Bibel: 1.Korinther 15,1-20 (HfA)

 

Dieser Text von Paulus, den wir soeben gehört haben, ist ein echter Ostertext.

Er betrifft den Kern aller Fragen, nämlich die Frage nach der Auferstehung.

Je nachdem, wie die Zeit des Wirkens Jesus und die Entstehung dieses Briefes datiert wird, können wir davon ausgehen, dass seit der Auferstehung und der Verfassung des 1. Korintherbriefes ungefähr 20 bis 30 Jahre vergangen sind.

Jahre, in denen vieles passierte. Nach dem Pfingstereignis begannen die Apostel zu missionieren. Die Gemeinde wuchs über Jerusalem hinaus. Paulus, der vor seiner Bekehrung Saulus, genannt wurde, war der Verfasser dieses Briefes.  Vor seiner Bekehrung, war er einer der größten jüdischen Christenverfolger, bis ihm der lebendige Christus begegnete und ihn in seinen Dienst nahm.

 

Gerade die ersten Jahre der Christen-Verfolgung waren Paulus sein ganzes Leben lang peinlich und es war ihm daher auch immer bewusst, dass die Menschen aus eigener Kraft niemals Gott gerecht werden können, dass alle Rettung nur durch die Gnade Jesu geschehen kann.

Noch so viel eigenes Bemühen kann die Gnade nicht ersetzen. Erst wenn wir das Gnadengeschenk Gottes annehmen, kann die Frohe Botschaft des Evangeliums zu unserem Herzen durchdringen.
Dies ist die Essenz, die Paulus aus dem Evangelium zieht und die er auch an die Gemeinde von Korinth weitergegeben hat.

In unserem heutigen Text erinnert er die Gemeinde an das Evangelium von den Taten und Worten Jesu Christi, gleichermaßen wie an die Essenz, die Gnade.

Beides gehört zusammen und nur wenn beides angenommen und gelebt wird, kann der Glaube bestehen.

 

Alles  das, was Paulus von Jesus berichtet, wird schon in der Schrift, also im Alten Testament angekündigt. Jesus ist der Messias, der stellvertretend starb für alle Sünden der Menschen.

 

„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
Wer kennt diese letzten Worte Jesu am Kreuz nicht.

Es ist ein Gebet, dass auch schon David im Psalm 22,2 heraus-schreit, das ich  in dieser oder anderer Form selbst schon öfters gebraucht habe.

Es ist ein Gebet, das Jesus an Gott richtet;  und gerade als solches ist es Klage, in der Jesus seine ganze Not heraus schreit. ER der unsere Sünde trägt,  drückt damit die Leidenschaft unseres angefochtenen Glaubens aus. Es ist ein Schrei gegen den Widerstand und gegen das Unrecht, die Feigheit und Herzenshärte einer gesamten Menschheit. Doch die Klage Jesu reicht weiter: Jesus ist am Kreuz nicht nur von Menschen, er ist auch von Gott verlassen.

Diese Gottesverlassenheit kam im alten Bund durch die kultische Unreinheit zustande.

Auf diese Gottverlassenheit weisen bereits die Heilungswunder Jesus hin. An denen aber nehmen wir im Schatten der Aufklärung heute lediglich die biologische und soziale Seite wahr.

Endlich wieder gesund! Endlich aus der sozialen Isolation befreit und in die Gesellschaft integriert!

 

Wir verstehen aber nicht, was jeder Jude sofort verstand, wenn er hörte, dass Jesus einen Aussätzigen anfasste, von einer Frau mit Blutungen berührt wurde oder Tote „kontaktierte“ und sie in solcher Berührung heilte.

Diese galten zur damaligen Zeit als unrein und lebten meist in eigenen Lagern. Ihre Krankheit hatte sie kultisch unrein gemacht und sie wurden dadurch nicht nur von der jüdischen Gesellschaft sondern auch vom Gottesdienst ausgegrenzt.

Ein „Unreiner“ durfte auf keinen Fall den Tempel betreten. Denn dort war Jahwe persönlich in seiner ganzen Herrlichkeit anwesend. Wer als kultisch Unreiner in die Gegenwart des heiligen Gottes trat, riskierte sein Leben. Und das der anderen im Gottesdienst. Denn dort stand man Schulter an Schulter, aß man an einem Tisch vom selben Opfertier.

Hier lag das eigentliche Problem.
Berührte ein „Unreiner“ einen „Reinen“, hatte er in sofort „infiziert“. Auf diese Weise konnte ein kultisch Unreiner im Handumdrehen die gesamte Gemeinde unrein machen. Bis an ihr Lebensende mussten die Unreinen in den Lagern der Hoffnungslosigkeit leben und den Vorbeiziehenden zurufen: „Unrein, unrein!“. Dieses „Unrein!“ hob immer neu ins Bewusstsein: Ich bin meine Gesundheit los, ich bin meine Familie und Freunde los, ich bin Gott los.

 

Wenn ein Jude von den Heilungen Jesus daher hörte, war sein erster Gedanke: Haben die Glück! Jetzt bekommen sie von diesem Jesus ihre langersehnte Gottesbeziehung zurück. Und weil das tatsächlich so ist, schickt Jesus die Geheilten zum Priester, der ihre rituelle Reinheit bestätigen soll und ihnen das Recht bescheinigt, wieder im Gottesdienst Gemeinschaft mit Gott zu haben.

 

Der zweite Gedanke war: Jetzt hat sich dieser Jesus angesteckt. Jetzt ist er auch „unrein“. Out! Weg von Gott.

Mit jüdischen Ohren gehört, verkünden jene Heilungsgeschichten ihren Hörern: Jesus von Nazareth, der die Ausgestoßenen heilte, ist auf die Erde gekommen, um uns von unserer lebensgefährlichen Isolierung von Gott zu heilen!

Denn die Aussätzigen, an Blutungen Erkrankten und Toten im Evangelium, das sind wir, die Hörer des Evangeliums.

Das, was jene hoffnungslosen Existenzen von Jesus erhielten, brauchen wir alle. Und es können alle bekommen: Gemeinschaft mit dem heiligen Gott! Das gelingt da, wo wir mit diesem Jesus „in Berührung kommen“.

Dieser Jesus, der Aussätzige und Tote berührte und sich dadurch ihrer kultischen Unreinheit aussetzte, der gibt uns die lebensnotwendige Gottesgemeinschaft nur so, dass er am Kreuz von Golgatha unsere Unreinheit vor Gott zu seiner macht.

 

Er „infiziert“ sich mit unserer Trennung von Gott.

In unserem Interesse und zu unserer Rettung lässt er sich von Gott als der allergrößte Unreine ausstoßen. So öffnet er uns die Tür zu dem heiligen Gott, damit wir in Gottes Gemeinschaft eintreten können.

Verstehen wir das, dann erhält „Christsein“ plötzlich eine Größendimension, die wir bisher nicht geahnt haben. Trennung von Gott aufgrund kultischer Unreinheit  und Schuld ist für immer Vergangenheit.

Tod und Auferstehung Jesu beenden die Trennung des Lebens in einen (profanen) weltlichen und einen heiligen Bereich. Die ersten drei Evangelien betonen nämlich einstimmig, dass im Tempel von Jerusalem, als Jesus stirbt, der Vorhang vor dem „Allerheiligsten“ in zwei Teile zerreißt.

Mit dem Tod Jesu gibt es den gefährlichen Raum Gottes nicht mehr, den zu betreten der unheilige Mensch nicht wagen darf. Nur die Priester im Tempel durften sich dem Allerheiligsten nähern, nur durch sie konnte der Mensch vor Gott treten.
Das ist vorbei. Wer mit Jesus in Berührung gekommen ist, wie die Frau mit den Blutungen, die Aussätzigen oder die Toten, der ist für immer heilig. Heilig, weil  Gott heilig ist, sie durch ihren Glauben jetzt unwiderruflich zu Gott gehören. Der Gläubige hat jederzeit Zutritt zu dem heiligen Gott. Ohne Vermittlung durch Priester, weil der Hohepriester Jesus, die Verbindung zu Gott ein für alle Mal vermittelt hat.

 

Zurück zu unserem Bibeltext:

„Er wurde begraben und ist am dritten Tag von den Toten auferstanden, wie es in der Schrift steht.“ 1.Kor 15,4

Dies schildert Paulus zusammenhängend in einem Satz, was ihn von vielen aktuellen Glaubensbetrachtungen unterscheidet.
Heute sagen die einen, Weihnachten ist der höchste Feiertag, die anderen sagen Karfreitag!

Ostern wird oft nur noch als ein Anhängsel von Karfreitag betrachtet. Was für eine Unterschätzung von Ostern, das doch ist!

Was wäre denn Karfreitag ohne Ostern?
Jesus hätte gelebt, Jesus hätte gute Taten getan, Jesus wäre gekreuzigt worden und im grauen Nebel der Geschichte verschwunden.

Denn seine Jünger hätten sich versteckt gehalten, bis Gras über die Kreuzigung gewachsen wäre und hätten sich dann sang- und klanglos auf den Weg gemacht.

Aus Petrus wäre wieder Simon geworden und statt als Menschenfischer, wäre er in sein normales Handwerk als Fischer zurückgekehrt. Die Jünger hätten sich vielleicht noch ab und an gesehen und an die schöne Zeit mit dem Meister erinnert, der leider viel zu früh starb.

Ansonsten wären vielleicht einige Legenden von einem guten Menschen, den die Römer kreuzigten, aufgetaucht, auf die vielleicht ab und an ein Historiker stoßen würde.

 

Ohne Ostern und Pfingsten wäre Karfreitag nichts.

Es gäbe kein Christentum und kein Mensch wüsste, was Jesus für uns tat. Umso trauriger ist es, dass wir uns heute sooft nur der Passion, also den Leidensweg Christi und seiner Kreuzung, gedenken und uns in Filmen zur Osterzeit oft ein falsch verstandenes Büßertum gezeigt wird.

 

Christus hat uns aber etwas anderes gelehrt.

Nicht oft genug kann ich euch sagen:
Jesus ist Gott, der uns ohne Vorbedingungen liebt.
Das  bedeutet, dass wir nicht noch krampfhaft überlegen müssen, welche Sünde habe ich noch nicht bekannt, damit Jesus sie ans Kreuz nehmen kann. Jesus Liebe stand und steht vor unserer Sünde und Jesu Gnade erreichte uns bevor wir überhaupt eine Sünde begingen. Er stellt nur eine Bedingung. An die Paulus hier auch in unseren Text erinnert “ Ihr seid gerettet aus Gnade, wenn ihr ja dazu sagt „.

Kein: Asche auf mein Haupt, kein, was muss ich tun, damit Jesus auch alle meine Sünden trägt?

Nein

Nur ein Ja.

Jesus, auch wenn ich deine Tat nie nachvollziehen kann, sage ich ja dazu, ja, ich nehme deine Gnade für mich in Anspruch.

Das ist das Evangelium und das ist unsere Chance, die wir heute haben, weil nach Karfreitag Ostern kam.

 

Deshalb stellt auch Paulus hier den Karfreitag mit Ostern auf eine Stufe, weil beides zusammengehört.
Die Auferstehung im Zusammenhang mit Karfreitag bedeutet bis heute, dass aus der Gnade Jesu das ewige Leben für alle wurde.

Jesu Grab war leer, aber nicht nur das!

Es war kein gestohlener Leichnam, kein Betrug seiner Jünger, denn Jesus erschien immer mehr Menschen. Paulus zählt hier über 500 Zeitzeugen auf, die Jesus nach der Auferstehung erlebten. Darunter auch so hartnäckige Christenverfolger wie Saulus selbst, den Christus so überzeugte, dass er zu Paulus wurde. Und den Rest seines Lebens damit zubrachte, diese Frohe Botschaft zu verbreiten.

An diese Auferstehung und wie wichtig sie ist, erinnert Paulus die Gemeinde in Korinth. Und wir dürfen heute daran teilhaben.

Aber was bedeutet das Gehörte denn nun für uns heute?

Zum einen:
Dass wir lange genug in der Passion, im Leidensweg, hängen geblieben sind und uns mit unserem eigenen Fehlern und dem schlechten Gewissen dafür geplagt haben, dass Jesus dafür gestorben ist.

Jesus war der Herr, Teil Gottes, der voller Vollmacht zu uns kam, und uns lehrte. Er kam aus freien Stücken als Herr, der freiwillig auf seine göttlichen Kräfte verzichtete. Er erfüllte den Willen des Vaters indem er den Leidensweg auf sich nahm, Schmerz und Folter ertrug, um uns heil zu machen.

 

Jesus, der Herr, ging in freier Entscheidung an das Kreuz.

Jesus will kein Nachleben seiner Passion durch uns, das könnten wir sowieso nicht leisten.

Jesus will, dass wir seine Lehre aufnehmen, und seine Liebe weitergeben. Wir werden immer wieder Fehler machen. Aber wir dürfen darauf vertrauen, dass seine Gnade uns allen gilt.

Er will aber auch, dass wir aufhören, den Tod aus unserem Leben auszuklammern, denn der Tod gehört zum Leben, aber er hat seit dem 1. Ostern seinen Schrecken verloren.
Jesus hat den Tod getötet. Übrig geblieben ist nur noch ein Übergang in eine bessere Welt, in der es kein Leid und keine Schmerzen mehr geben wird, sondern nur die unendliche Liebe Jesu, die alles und jeden durchflutet.

 

Das ist Ostern und das war auch Paulus so wichtig! Deshalb zählt er die Zeugen auf, damit wir bis heute wissen:

„Ich weiß, dass mein Erlöser lebt!“, der mich bedingungslos erlöst hat und im Vertrauen auf diese Erlösung darf ich sagen:

Jesus Christus lebt, mit ihm auch ich!

 

Amen.